Samstag, 13. Juni 2015

gedicht


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Ich liebe den Sommer, er ist so verschlafen.
Ich liebe den Winter, er ist so verträumt.
Ich liebe den Frühling, er ist so wach.
Ich liebe den Herbst, er ist das Ende.

Donnerstag, 11. Juni 2015

pro knapp ein kurz


Würde man diese Stadt und dieses Land richtig organisieren wollen, dann gäbe es pro Parkplatz einen Parkwächter, pro Fahrgast einen Kontrolleur, pro Grashalm einen Stadtgartenmitarbeiter, pro Fahrrad einen Ständer, pro Lokal ein Marktamt, pro Kranken eine Universitätsklinik, pro Alten ein Heim, pro Ausländer einen Feind, pro Asylanten ein Zweimannzelt, pro Keller eine ganze Familie, pro Gipfel einen Gesamtweltcupsieger, pro Gemeinde einen Faymann samt Quietschpuppe, pro Bauern vierzehn Subventionen, pro Hit einen Ler, pro Kugel einen Mozart, pro Cordoba einen Krankl, pro Villach einen Fasching, pro Theater einen A. Haider, pro Koalition eine Demonstration, pro Neutralität einen Zivildiener, pro Reduten einen Brand, pro Klimt einen Vergessenen, pro Lieb einen Haber, pro Rapid eine Austria, pro Brief eine Post, pro Wirtschaftstreibenden ein vereintes Deutschland, pro Wunsch ein Weihnachten, pro Eck eine Aida, pro Sims ein Bundesdenkmalamt, pro Ampel eine Grüne, pro Mensch eine Menschin, pro ich ein du, pro wir ein ihr und pro Anfang eine Ende.

Montag, 1. Juni 2015

BESTSELLER


Long Time, no write und das hat einen Grund:
Neben meinem Blog (nach einer langwierigen Vorstandssitzung darf ich ihn noch immer „MEIN BLOG “ nennen) schreibe ich nämlich an zwei neuen Büchern.
Beim ersten handelt es sich um ein Selbsthilfebuch mit dem Namen: „Endlich Raucher!“
Mit kleinen, simplen und verständlichen Schritten wird der interessierte und verzweifelte Leser an das Thema herangeführt. Sie oder er soll von Beginn an ihr oder sein Nichtrauchverhalten dokumentieren, Situationen in Übersichtstabellen eintragen, in denen das Verlangen nach keiner Zigarette besonders stark und beinahe unüberwindbar scheint. (Warten auf die Straßenbahn, im Kaffeehaus, in Drucksituationen, nach dem Essen, nach dem Sex, usw.)
Nach dieser Einführung in die gefährlichen Grundmuster des Nichtrauchens soll der beginnende Raucher lernen, genau in jenen dokumentierten Situationen langsame, aber tiefe Züge zu machen. Im Notfall soll eine Vertrauensperson erinnern oder sogar drohen.
Auch dürfen Anwesende auf jeden Fall von dem neu Erlernten profitieren, und so soll der Rauch durch kurzes, kräftiges Pusten unbedingt in deren Richtung geblasen werden. Vorsicht an ungeschützten, windanfälligen Orten. Bitte so schnell wie möglich einen geschlossen Raum aufsuchen.
Nach einigen Monaten, in denen der angehende Süchtige das Alltagsrauchen perfektioniert haben sollte, gehe ich zu vertiefenden Kapiteln über, wie zum Beispiel:
-Kettenrauchen in Anwesenheit von Kleinkindern in geschlossen Autos
-wie bringe ich einen Airbus zur Notlandung
-schnelle und sichere Zimmerbrände.
Der Verlag ist jetzt schon begeistert und harrt nach Fortsetzungen. Folgende Vorschläge habe ich unterbreitet:
„Endlich drogensüchtig“
„Endlich alkoholabhängig“
„Endlich Soziopath“
„Endlich Pleite“
„Endlich nie mehr Sex“
und
„Endlich tot“
Erscheinungsdaten sind von jetzt ab chronologisch jedes Jahr kurz vor Weihnachten.
Bei meinem zweiten Großprojekt handelt es sich schlicht und ergreifend um einen Bestseller.

Donnerstag, 28. Mai 2015

DER VORSTAND HAT ENTSCHIEDEN


Der Vorstand hat entschieden dem Unternehmen „just dont it“ eine strenge Linie zu geben und veranlasst, dass sich die Inhalte für eine bestimmte Zeit einem einzigen Thema widmen sollen.
Ich bin machtlos, muss mich der Mehrheit beugen und habe also heute morgen per Rohrpost erfahren, dass sich das erste Thema im weitesten Sinne um Veranstaltungen aller Art drehen wird. An sich bin ich ein unbeugsamer Gegner jeder Veranstaltung, ob Life- oder Fußball, ob Erntedankfest oder GTI-Treffen. Dennoch habe ich mich herabgelassen, um über einen der unnötigsten österreichischen Events überhaupt zu schreiben:
Seit übermorgen trainiere ich täglich für den nächstjährigen Vienna City Marathon und die Buchmacher handeln mich jetzt schon gemeinsam mit Haile Gebrselassie als Mitfavorit in den Teilabschnitten Stubentor bis Gartenbaukino und Anfang Burgtheater bis Ende Burgtheater. Das trifft sich gut, da ich ohnehin geplant habe, direkt vor dem Burgtheater und seinem Ensemble eine hysterisch dramatische Ohnmacht hinzulegen, um auf die brutale Ausbeutung der ordinären Gänseblume hinzuweisen und hinterher zwecks medialer Maximalwirkung vom ÖAMTC Hubschrauber in Richtung Ziel abtransportiert zu werden, wo ich dann von Heinz und Margot Fischer abwechselnd in die Arme genommen und liebkost werde. Immerhin bin ich der erste österreichische Profisportler, der nicht von Raiffeisen, NÖM Mix oder Radatz Extrawurst gefördert und für das gleichzeitige Tragen von 13 verschiedenen Kopfbedeckungen bezahlt wird.
Denn natürlich werde ich von diesem Blog gesponsert und trage -für alle, die mich nicht kennen, mich aber trotzdem erkennen wollen- ein T-Shirt, eine Kappe und gelbe Weglaufschuhe mit dem Aufdruck „just dont it“.
Das ist vertraglich festgelegt, so wie überhaupt jeder meiner zukünftigen Bewegungen im Sinne des Marketings mit der Zielgruppe abgestimmt werden sollen. Ich bin ein Sklave meiner eigenen Idee geworden.
Hinterher gibt es am öffentlichen WC des Grauen Haus eine eigene Siegerehrung für Schummler, die darüber hinaus gedopt sind.

Nächste Veranstaltung:
Der Wiener Galerierundgang.

Mittwoch, 27. Mai 2015

VORSTANDSSITZUNG


Wer gedacht hat, dass ich diesen Laden alleine schupfe, hat gefehlt. Abgesehen von den zwei anderen Vorstandsmitgliedern, Anna S. und Florian L. (siehe Bild) beschäftigt der Blog dreizehn Kellner, einundzwanzig Portiere, zwei Leuchtturmwärter wegen der nahendenden Kreuzschiffe, fünf Ghostwriter, sieben Lebensgefährten, drei Parallelidentitäten zwecks Schuldzuweisung, vierzehn Sekretärinnen und eine Feinkostabteilungsangestellten. Die aber nur Teilzeit, da der Wal-Mart ja eh um die Ecke.
Vor einigen Wochen wurde der Blog gekauft und ist nun ein Sub-teil-tochterunternehmen des Team Stronach mit Sitz in einem Baumstumpf in der Nähe einer kanadischen Reifenverbrennungsanlage.
Zwei Vorstandsmitglieder (siehe Bild) wurden mir in die Chefetage (siehe Bildhintergrund) gesetzt und von einem der Kellner (siehe nicht) übertölpelt und in einem Schnappschuss (siehe) festgehalten.
Ab nun weht nicht nur für alle treuen Leser ein anderer Wind, sondern auch für alle Nichtleser, die mit Mitteln der modernen Marktwirtschaft, wie Lakritze und Freibier bis zur ungehaltenen Aggression und roher Gewalt an Land gezogen werden sollen.
Folgende Beschlüsse wurden in der ersten Vorstandssitzung gefasst:
1.        bis auf die Meisten sind alle Menschen anders
2.        15 Minuten Mittagspause am Abend
3.        bei intensivem Betteln, vielleicht Gehalt
4.        ab heute ist das Wetter schön
5.        es gibt nur einen Blog
6.        wer was dawider hat, der wird zertrampelt (aus: die letzten Tage der Menschheit)
7.       da wir hier Vertrauen groß schreiben, bitten wir jeden Mitarbeiter es selbst zu übernehmen, während der Arbeit die Pistole auf sich zu richten
Gezeichnet: Anna S., Florian L., Philipp T.
Phillipp Trauns Literatur setzt sich aus aus Wiederholungen um genau zu sein. Es ist ein sich Hineinsteigern ausmacht, dachte ich, als las. Auf und ab, mal jenes, mal dieses, unter anderem, diesen Roman, der »künstlerischen« handelt,  ich zu rezensieren Literaturpreisen gesagt. Funktioniert, vom Frühwerk und von einigen Miniaturen auf Tausenden von Seiten;  (zumeist ein Schriftsteller, der dem Autor) sich verliert. Auf Tausenden von Seiten Protagonisten, die (»naturgemäß« hinzufügen) sind: von  Deutsch im Wiener Kaffeehaus, die Österreicher an sich recht vulgär.

Dienstag, 26. Mai 2015

PHILIPP AUF MITTAGSPAUSE


Geht es um Ferien oder Urlaub verwandle ich mich augenblickliche wieder in den Philipp meiner späten Schulzeit. Schon Anfang Juni beginne ich die Dinge schleifen zu lassen und schwänze konsequent ab Donnerstag jede Verpflichtung. Komme ich ohne Vorbereitung, ohne Unterlagen und schlüssigerweise verspätet zu einem Termin, murmle ich: „tschuigung, verschlafen!“, zeige alle fünf Minuten auf und sage: „muss aufs Klo“, um dann irgendwo heimlich Eine zu rauchen und irgendjemanden zu verprügeln, der schwächer aussieht als ich.
Überhaupt habe ich seit meiner Matura das Gefühl, dass ich bis zu diesem Tag erfolgreich und unertappt der Schule fern geblieben bin. Nicht mal meine Eltern haben einen Schimmer. Wie auch? Seit Anbeginn meiner Erinnerung fälschen meine Familienmitglieder und ich, bis hinauf zu den Großeltern untereinander die Unterschriften, um uns möglichst abgesichert aus der Affäre zu ziehen. Nur an Sprechtagen kommen wir alle zusammen, fallen empört aus allen Wolken und schicken uns gegenseitig auf Lerncamps in die Steiermark.
Vor circa 20 Jahren hatte ich einen Art Ferienjob bei einem Monatsmagazin. Nach einer Woche hatte ich die Nase voll, sagte, dass ich auf Mittagspause gehen würde und kam nie mehr wieder. Noch immer bin ich in aller Munde.
Fragt dort der eine Journalist, wo denn Philipp sei, antwortet der andere Journalist: „der ist auf Mittagspause!“
Ich bin also nicht nur bis heute erfolgreich der Schule ferngeblieben, ich bin zusätzlich auch noch auf Mittagspause und verabschiede ich mich bei Menschen, dann ausschließlich mit: „wir sehen uns im September!“
Und sollte es bis September in meinem Leben zu irgendwelchen schwerwiegenden Komplikationen kommen, dann verwandle ich mich überhaupt gleich in den Philipp aus meiner Kindergartenzeit, weise jede Verantwortung von mir, zieh mich in die Bastelecke zurück und mach in die Hose.
Meine Frau ist sehr stolz auf mich.